Du hattest noch so viel vor

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Eine öffentlich Abschiedsfeier fand am Dienstag den 26.04.2022 um 16:00 auf dem Marktplatz in Lüneburg statt.

Vielen Dank an alle, die da waren und an Karsten gedacht haben.

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Eine Seebestattung fand im engsten Kreis in Travemünde statt.
Von Blumen/Kränzen bitten wir abzusehen und lieber eine Spende an Casa120 e. V.

Casa120 e. V.
IBAN: DE66 4306 0967 2075 0634 00
BIC: GENODEM1GLS

Der Casa120 e. V. ist einer von den Bewohner:innen von Unfug gegründeter Verein.

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Du hattest noch so viel vor

Du hattest doch noch so viel vor. Du warst doch nie fertig.
Du hattest immer so viel vor, dass selbst die 100 Jahre, die du immer leben wolltest, nicht gereicht hätten. Kleine Sachen, eine Reparatur, etwas besorgen, eine Mail oder einen Brief schreiben und große Sachen, wie die Welt retten. Das alles müssen wir jetzt ohne dich schaffen und das ist schwer.

Ich kenne niemanden, der immer so überzeugt und überzeugend auf der Seite des Guten stand und sich so unermüdlich dafür eingesetzt hat. Niemanden, der so idealistisch war. Wenn ich eins mit Sicherheit sagen kann, dann das, dass Karsten ein durch und durch guter Mensch war. Das klingt vielleicht banal, aber ich habe nie wieder einen Menschen getroffen, bei dem ich so sicher war, dass er wirklich nur Gutes will. Wir haben jemanden verloren, der unendlichen wertvoll für uns und die ganze Welt war. Wir sind traurig. Aber ich gönne es Karsten auch, dass er jetzt ausruhen darf. Nicht mehr kämpfen muss, für eine bessere Welt oder gegen den Krebs.

Das ist nicht immer einfach, wenn man den eigenen Vater, den man als Kind für sich braucht, mit der Welt teilen muss. Was ist schon eine Kindersorge gegen den Weltuntergang, die Klimakrise? Aber ich verdanke ihm so viel. Ich habe so viel von ihm gelernt. Ich konnte mir immer sicher sein, dass er an mich glaubt. Seine grenzenlose Begeisterungsfähig hat mir gezeigt, dass man sich für alles interessieren kann. Ich kann Desoxiribonukleinsaure aussprechen und die Bürgschaft aufsagen. Einen Palsteak Knoten. Ich kann für mich einstehen. Autorität in Frage stellen. Ungerechtigkeit erkennen. Ich weiß, dass man nichts machen muss, nur weil "man" es so macht. Das ist alles unglaublich viel wert und dafür bin ich dankbar. Ich bin aus vielen nachvollziehbaren Gründen auch wütend und enttäuscht. Auch das darf sein. Aber Karsten war nicht nachtragend. Karsten konnte verzeihen und vergessen. In bewundernswertem Ausmaß. Das kann ich vielleicht nicht so gut, aber ich kann es versuchen.

Karsten hat immer "Mach's besser" gesagt. Und das werde ich versuchen. Viele Sachen kann ich nicht besser, ja nicht mal halb so gut machen, wie er. Ich werde nie so viel Idealismus und unermüdliche Energie für den Kampf für das Gute aufbringen. Aber alles, das ich besser machen kann, werde ich versuchen besser zu machen. Und das andere so, dass es ihn gefreut hatte.
Mach's besser, da unten im Meer. Du bist jetzt in den Muscheln und Steinen, die deine Enkelinnen im Urlaub mit Begeisterung sammeln!
Deine Tochter